Mehrere hundert Gläubige versammelten sich zur traditionellen
Wallfahrt.
Glüsig - Am vergangenen Wochenende
pilgerten wieder hunderte Gläubige zur Annenkapelle nach Glüsig
bei Haldensleben. Dort feierten sie den Wallfahrtsgottesdienst
mit Bischof Gerhard Feige.
Zum zweiten Mal nahm Bischof Feige an der Wallfahrt zur heiligen
Mutter Anna teil und zeigte sich erfreut, dass es für ihn
„diesmal keine schweißtreibende Angelegenheit“ sei. Statt Sonne
satt zeigte sich nämlich ein von Wolken verhangener Himmel und
drohte mit Regen, der aber erst nach der Andacht einsetzte. So
wurde die Wallfahrt – passend zur Predigt über die Verklärung
Jesu – auch dem Wetter nach ein lichter Moment im grauen Alltag.
Einen solchen „lichten Moment“, so der Bischof, haben auch drei
Jünger von Jesus erlebt, als sie mit ihm auf den Berg Tabor
gestiegen waren. Dort wurde Jesus verklärt, verwandelt in eine
strahlende Herrlichkeit, woraus die Jünger neue Hoffnung
schöpften. Ebenso solle es heute mit Wallfahrten, ja im Prinzip
mit jedem Gottesdienst sein. Natürlich sei es „eine besondere
Erfahrung, allein unterwegs zu sein oder Gottesdienst einmal
woanders zu feiern“, sagte Feige. „Doch jeder Gottesdienst
hilft, Abstand vom Alltag zu gewinnen. In jedem Gottesdienst ist
die Verklärung möglich. Dafür wurden uns die Zeichen des Heils
gegeben: Brot, Wein und das Wort Gottes.“
Wie die Jünger auf dem hohen Berg mit Jesus ihr „Gipfelerlebnis“
hatten, so werde auch in der heiligen Messe „Gottes Zuwendung
handgreiflich“: „Der Himmel steht für Augenblicke offen.“ Die
Schwierigkeit liege nun im Abstieg vom Berg, da die besonderen
Momente nicht festzuhalten seien. Diese Wallfahrt, so hoffte der
Bischof, könne eine neue Möglichkeit sein, dass die Überführung
des Glaubenserlebnisses in den Alltag gelinge.
Für viele Katholiken aus der Region ist die Annenwallfahrt ein
fester Bestandteil ihres Glaubenslebens. Und auch einige
Jugendliche wie Diana Stadolka und Isa Herzig (beide 16 Jahre)
sind alljährlich dabei. Sie zogen mit Dutzenden anderer
Wallfahrer in einer Prozession von Alt-Haldensleben nach Glüsig
und trafen sich dort vor dem Gottesdienst mit dem Pilgerzug aus
Groß Ammensleben. „Das ist auch für uns schon Tradition“, sagen
die beiden jungen Frauen: „Wir kennen das gar nicht anders.“
Mit der personellen Tradition wird bald ein wenig gebrochen,
denn für den Gemeindeverbund Haldensleben, Calvörde,
Eichenbarleben, Groß Ammensleben, Weferlingen und Wolmirstedt
steht eine Veränderung an. Die beiden Gemeindepfarrer Stephan
Lorek (Groß Ammensleben) und Bernd Schacht (Haldensleben) werden
die niedere Börde im Herbst in Richtung Hettstedt
beziehungsweise Delitzsch verlassen. Nicht nur die Jugendlichen
der Gemeinden bedauern das sehr. Natürlich wollen sie aber auch
unter dem neuen Pfarrer Michael Sternal die Tradition der
Wallfahrtsteilnahme fortsetzen.
von: Uwe
Naumann
Quelle »Tag
des Herrn, Ausgabe 32 vom 13. August 2006
Bilder von der
Annenwallfahrt finden Sie »»hier