Nur
20 Autominuten von Magdeburg entfernt, liegt an der „Straße der Romanik“
die Gemeinde Groß Ammensleben. Seit 1992 gehört der Ort mit rund 1500 Einwohnern
zur Verwaltungsgemeinschaft „Niedere Börde“, deren Sitz in Groß Ammensleben
ist. Eingebunden ist die schmucke Gemeinde durch die ehemalige Klosterkirche
der früheren Benediktiner-Abtei in die Nordschleife der „Straße der Romanik“.
Inmitten der fruchtbaren Magdeburger Börde angesiedelt, wurde das Dorf erstmals
im Jahr 965 als „Nordammuneslevu“ urkundlich erwähnt. Im 12. Jahrhundert
entstand aus dem bereits im Ort bestehenden Kloster eine Benediktinerabtei.
1804 wurde das Kloster allerdings säkularisiert – der Konvent wurde in ein
königliches Domänenamt umgewandelt.
Eine Zeit des großen Aufschwungs begann in den Folgejahren für das Dorf.
So wurde auf dem Domänengelände 1840 eine Brennerei gebaut, 1851 entstand
im Ort eine Zuckerfabrik. Bereits ab 1849 war die Gemeinde durch die Eisenbahn
hervorragend an den Rest Deutschlands angekoppelt. Die Einwohnerzahl wuchs
– um das Jahr 1860 lebten schon knapp 2000 Menschen in Groß Ammensleben.
Viele mittlere Handwerksbetriebe und kleine Läden hatten sich in dem Ort
angesiedelt.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Schließung der Zuckerfabrik verschlechterte
sich allerdings die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung zunehmend.
Große Hoffnung setzte man auf den Bau des Mittellandkanals, der durch die
Gemarkung der Gemeinde führt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Gemeinde eine „Landwirtschaftliche
Produktions-Genossenschaft“ geschaffen. Außer dieser und der Holzverarbeitung
gab es keine namhaften Betriebe in Groß Ammensleben. Viele Einwohner fuhren
deswegen nach Magdeburg und arbeiteten dort in der aufstrebenden Industrie.
Mit der Wende und im Zuge des „Aufschwung Ost“ siedelten sich wieder kleinere
Geschäfte und Betriebe in dem Ort an. Das Betonwerk Rekers, nahm seine Produktion
im Jahre 1993 auf. Der Dachziegel-Produzent Nibra Dachkeramik siedelte sich
1995 an und bildet den größten Betrieb der Gemeinde.
Das älteste erhaltene Gebäude des Ortes ist die Kirche des ehemaligen Konvents.
Jetzt ist sie die katholische Pfarrkirche „St. Peter und Paul“. Im Zuge
der Säkularisierung des Klosters im Jahr 1804 verfielen die Konventsgebäude
und wurden schließlich bis auf wenige Reste abgebrochen.
Die dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querhaus ist jedoch erhalten. Das
Stift zählte zu den wenigen Männnerklöstern in der Region, die bis zur Aufhebung
durch die preußische Regierung 1804 auch katholisch blieben. Die Basilika
zeichnet sich durch Rundbogen aus Bruchstein sowie Rundbogenfenster aus.
Im 14. Jahrhundert wurden die Marien- und die Ursula-Kapelle an die Stiftskirche
angebaut. Das Äußere des Sakralbaus ist durch die interessante Kombination
von romanischen und gotischen Elementen geprägt. Die Innenausstattung der
Kirche ist barocken Ursprungs, so befinden sich vier lebensgroße Heiligenfiguren
aus dem Jahre 1769 auf dem holzgeschnitzten Holzaltar. Die Orgel der ehemaligen
Stiftskirche stammt aus der Renaissance.
Groß Ammensleben ist eine lebhafte Gemeinde, ein buntes Vereinsleben zeichnet
den Ort mit 1500 Einwohnern aus. Die größte organisierte Gemeinschaft ist
der 75-jährige Kleingartenverein, der über 200 Mitglieder hat. Reges Leben
führen auch die Freiwillige Feuerwehr – 2006 feiern die „Floriansjünger“
ihr 110-jähriges Bestehen – mehrere Sportvereine sowie der Ökumenische Chor.
Das in diesem Jahr erschienene Buch „Verbindungswege” behandelt die Geschichte,
Kultur, Musik und Lebensweise der Menschen in der „Niedere Börde“.
Quelle: Prager Zeitung Online, veröffentlicht am 20.
8. 2003, Themenbereich: »»Wo
Geschichte lebendig wird
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